BUND-Landesverband Schleswig-Holstein e.V.

Produktionsmethoden in der Aquakultur

Forellenteichwirtschaft

Die Forellenteichwirtschaft für die Aufzucht von Arten wie Forelle oder Saibling benötigt hohe Durchflussraten (Strömungsgeschwindigkeit) und wird üblicherweise in länglichen Teichen oder Fließkanälen (künstlichen Bachläufen) mit festen Seitenwänden betrieben. Die räuberische Forelle wird meist intensiv gehalten und muss mit Futter ernährt werden, welches tierische Fette und Proteine beinhaltet. Da die Forelle kein „vegetarischer“ Friedfisch ist und die freigesetzten Nährstoffe direkt in die offenen Gewässer geleitet werden, ist ein natürlicher Ausgleich der Nährstoffzufuhr wie beim Karpfen nicht möglich. Wie auch das Umweltministerium Schleswig-Holsteins (MELUR) in seiner „Strategie für die Entwicklung einer nachhaltigen Aquakultur in Schleswig-Holstein“ anerkennt, stehen an fast allen Fließgewässern in Schleswig-Holstein die europäischen Gewässerschutzvorgaben einer weiteren Entwicklung von Aquakulturstandorten entgegen.

Nicht zustimmen kann der BUND der Ansicht des Landes, an nicht prioritären Gewässern könnten lokal geeignete Aquakulturstandorte existieren. Denn alle Fließgewässer münden in Nord- oder Ostsee und verschlechtern mit ihrer Nährstofffracht, die durch Aquakulturen noch erhöht wird, den Zustand dieser Gewässer noch weiter. Dies widerspricht den europäischen Gewässerschutzzielen. Diese schreiben den Mitgliedsstaaten das Erreichen eines guten ökologischen Zustandes der Meere bis 2020 vor.

Karpfenteichwirtschaft

Die in Deutschland meist extensiv oder semiintensiv gehaltenen Karpfen bevorzugen, wie auch Schleien oder Zander, ruhige Gewässer und müssen kaum zugefüttert werden. Sie ernähren sich hauptsächlich von Kleinstlebewesen und Pflanzenteilen im Wasser und halten dieses somit vergleichsweise sauber. Die Nährstoffzufuhr wird durch erneutes Pflanzenwachstum relativ ausgeglichen. Eine zusätzliche Fütterung erfolgt meist mit Getreide, also „vegetarisch“, aber auch mit Futterpellets. Zur Ernte wird das Wasser des Teiches abgelassen. Diese Form der offenen Aquakultur liefert im Vergleich zu anderen die geringste Nährstoffbelastung der Gewässer, andere Problematiken bleiben bestehen (siehe Kapitel Umweltrelevanz und Tierschutzkriterien).

Was ist … Marikultur?

Marikultur ist der Überbegriff für Aquakultur im Meer. Meistens sind dies Netzgehege, zum Beispiel für die Zucht von Lachs, Dorade oder Dorsch, die in Küstennähe fest installiert sind. Muscheln werden entweder am Meeresgrund, an senkrecht im Wasser hängenden Leinen (Miesmuscheln) oder in Netzkörben (Austern, siehe Abbildung 9) kultiviert. Makroalgen werden an Leinen gezogen, die zuvor mit kleinen Algenablegern beimpft wurden. Auch die Garnelen- und die meisten Krebsfarmen gehören zu den Marikulturen.

Integrierte multitrophische Aquakultur

Bei der integrierten multitrophischen Aquakultur handelt es sich um den Versuch, Nährstoffeinträge durch die gleichzeitige Züchtung unterschiedlicher Organismen auszugleichen und die Gesamtbilanz bei null zu halten. Auf diese Weise soll eine Eutrophierung der Gewässer verhindert werden. Außerdem ermöglicht dies dem Produzenten mehrere Produkte anzubieten und so unabhängiger von Preisschwankungen auf dem Markt zu werden. Beispielsweise könnte der Nährstoffeintrag einer Fischzucht mit der Kultivierung von Muscheln und Algen ausgeglichen werden. Denn sowohl Muscheln als auch Pflanzen entnehmen dem Wasser für ihr Wachstum Nährstoffe bzw. mikroskopisch kleines Plankton und reinigen so den Wasserkörper.

Allerdings ist eine Umsetzung eines komplett neutralen Systems kaum möglich. So müssen für die Produktion von 1 Tonne Fisch bis zu 10 Tonnen Muscheln angebaut werden, um den freigesetzten Stickstoff auszugleichen. Abgesehen vom Platzproblem in der ohnehin stark genutzten Ostsee müssten entsprechend große Anlagen zudem weiter verstreut in kleineren Arealen liegen, um eine lokale Nahrungskonkurrenz zwischen gezüchteten Muscheln und freilebenden Arten wie Fischlarven oder Wildmuscheln zu vermeiden. Das Muschelwachstum nimmt zudem mit sinkendem Salzgehalt ab, in der zentralen bis östlichen Ostsee ist dieses System also nicht mehr sehr effektiv. Allein mit Algen kann ein Ausgleich jedoch nicht erreicht werden, da das Wachstum und damit die Stickstoffaufnahme zu gering ist.

Ein weiterer Faktor, der gegen multi-trophische Anlagen spricht, ist die Vermarktung der Produkte. Da der Markt eher an Fischen als an Muscheln interessiert ist, ist das Verhältnis von 1:10 (Fisch zu Muschel) unwirtschaftlich. Es ist daher zu bezweifeln, ob so eine Anlage rentabel zu betreiben wäre, selbst wenn sich genügend Abnehmer, zum Beispiel für die Futtermittelherstellung, finden würden. Würde man das Fischmehl im Fischfutter durch Muschelmehl ersetzen wollen, so wäre der Preis durch die hohen Produktionskosten 2,5 mal so hoch.

Mehr zum Meeresschutz

 

Ihre Ansprechpartnerin

Stefanie Sudhaus

Meeresschutzreferentin
E-Mail schreiben Mobil: 0152 29015049

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