BUND SH: Für mehr Klima und Biodiversität in der Niederungsstrategie

24. November 2022 | Lebensräume, Landespolitik, Landwirtschaft, Flüsse & Gewässer, Stellungnahme

Zwanzig Prozent der Landesfläche Schleswig-Holsteins liegen unterhalb der 2,5 Meterlinie und gelten als Niederungen. Mit der Niederungsstrategie 2100 möchte das Land Schleswig-Holstein Lösungen entwickeln, damit Wasser- und Landwirtschaft die Anforderungen der Klima- und Biodiversitätskrise bewältigen können – im Einklang mit dem Naturschutz.

Scherrebektal bei Flensburg Scherrebektal - Flensburg  (BUND Flensburg)

In seiner Stellungnahme zum Entwurf der Niederungsstrategie fordert der BUND für Umwelt und Naturschutz Deutschland e. V. Landesverband Schleswig-Holstein (BUND SH) eine klare Benennung von Klima- und Biodiversitätsschutzzielen. Er vermisst in dem vorliegenden Entwurf genaue Zahlen und Fakten, die zum Erreichen der ökologischen, klimatischen und volkwirtschaftlichen Ziele notwendig wären.

„Konkrete Klima- und Biodiversitätsziele sind nur punktuell und nicht einmal einheitlich dargestellt. Klare und messbare Ziele, die zu den gewünschten klimatischen und ökologischen Ergebnissen führen, fehlen,“ kritisiert Carl-Heinz Christiansen, stellvertretender Landesvorsitzender des BUND SH und stellt fest: „Die Daten der wasserwirtschaftlichen Belange hingegen sind sehr konkret und sogar mit den benötigten Geldmitteln benannt. Es gilt dringend, dieses Ungleichgewicht zwischen Ökonomie und Ökologie zu beseitigen.“

Bisher wird ein Großteil der Niederungen aktiv durch Schöpfwerke und Siele entwässert. Dies trägt erheblich zum Ausstoß von Treibhausgasen bei und führt zu sogenannten Sackungen der Böden. Landwirte klagen zunehmend über sommerliche Dürren, die Wasserwirtschaft über Probleme mit steigenden Fluten und Starkregenereignissen und der Naturschutz über den rapiden Rückgang der Artenvielfalt in der Landschaft. Ein Großteil der in der Nachkriegszeit errichteten Infrastruktur ist zudem in die Jahre gekommen. Es müssen in den kommenden Jahren hunderte Millionen Euro investiert werden.

Die negativen Auswirkungen der Entwässerung auf das Klima, die Biodiversität und den Boden führen zu massiven volkswirtschaftlichen Folgekosten. Diese Kosten müssen in der Strategie benannt werden. Laut der EU sollen bis 2030 dreißig Prozent der Landfläche Europas unter Schutz stehen. Ein klares Ziel, dass in der Niederungsstrategie aufgenommen werden muss. Planerisch sollten deshalb Bereiche ausgewiesen werden, in denen die Biodiversität zukünftig Vorrang hat.

Dr. Pia Turowski, Sprecherin des Landesarbeitskreises Land und Natur, ergänzt: „Wenn weiterhin Wasser aus der Landschaft abgepumpt und weggeleitet wird, wird die Ursache des Klimaschadens nicht bekämpft: Das Problem verschärft sich, weil der entwässerte Boden austrocknet und weiter absinkt. So wird öffentliches Geld verpulvert, anstatt es für Gemeinwohlziele einzusetzen. Die bisher ausschließlich auf Entwässerung ausgelegten Maßnahmen entsprechen nicht dem wissenschaftlichen Erkenntnisstand zur Bewältigung der Folgen des Klimawandels.“

Der BUND SH ist sich sicher: Die notwendigen, enormen öffentlichen Investitionen in die zukünftige Infrastruktur müssen nicht nur die Entwässerung, sondern grundsätzlich auch immer die Bewässerung ermöglichen. Außerdem müssen immer auch große Flächen zur Speicherung von Wasser vorgesehen werden.

Der Umweltschutzverband schlägt in seiner Stellungnahme weiterhin vor, die Gebietskulisse der Niederungen auch außerhalb der von Deichen geschützten Bereiche zu erweitern. Es sind auch Feuchtflächen miteinzubeziehen, die oberhalb von 2,5 Metern liegen. 42 Prozent der Niederungen mit sackungsfähigen Böden in Schleswig-Holstein befinden sich nämlich außerhalb der bisherigen Kulisse. Zudem ist beim geplanten Umbau und der Weiterentwicklung der Wasser- und Bodenverbände dafür Sorge zu tragen, dass neben der technischen zwingend die fachliche ökologische Kompetenz in diesen Verbänden sichergestellt wird. Auch eine landesweit vereinheitlichte und transparente demokratische Legitimation dieser Verbände ist notwendig, um die Niederungsstrategie zukunftsfähig gestalten zu können.

Stellungnahme Niederungsstrategie
www.bund-sh.de/stellungnahme-niederungsstrategie


Kontakt für weitere Informationen
Bini Schlamann
Referentin für Biodiversitäts- und Agrarpolitik
Tel. 0176 603 65 296 Mail: bini.schlamann(at)bund-sh.de

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