BUND-Landesverband Schleswig-Holstein e.V.

Internationaler Tag des Ostsee-Schweinswals

16. Mai 2024 | Lebensräume, Meere, Landespolitik

- Schweinswal-Populationen in der Ostsee schrumpfen weiter - Schutz der gefährdeten Wale nicht einmal in den Meeresschutzgebieten gesichert - Deutscher Fischerei-Aktionsplan immer noch nicht veröffentlicht

Rostock/Kiel. Anlässlich des Internationalen Tags des Ostsee-Schweinswals am 19. Mai fordert der Bund für Umwelt und Naturschutz Deutschland (BUND) Notfallmaßnahmen für die Rettung des vom Aussterben bedrohten Wals. Seit diesem Jahr hält der Ostsee-Schweinswal den höchsten Schutzstatus unter der Bonner Konvention zur Erhaltung der wandernden wildlebenden Tierarten, doch effektive und zielstrebige Schutzmaßnahmen lassen weiter auf sich warten. Zu den Hauptbedrohungen des Ostsee-Schweinswals zählen Stellnetzfischerei, Unterwasserlärm und Umweltverschmutzung.

Die Population des Schweinswals in der zentralen Ostsee zählt nur noch wenige Hundert Tiere. Auch der Population in der Beltsee zwischen Schweden und Dänemark geht es immer schlechter. Laut einer aktuellen Studie schrumpft die Population seit 2005 jedes Jahr. Die Hauptursache ist die Fischerei. Allein durch die dänische und schwedische Stellnetzfischerei sterben dort jedes Jahr etwa 900 Schweinswale als Beifang, weitere Tiere sterben in deutschen Netzen.

„Auch in den Schutzgebieten von Mecklenburg-Vorpommern und Schleswig-Holstein sind die Schweinswale zuhause. Doch vor Stellnetzen sind sie selbst hier nicht sicher. Bisher gibt es nur in wenigen Schutzgebieten vor Mecklenburg-Vorpommern ein dreimonatiges Verbot der Stellnetzfischerei, in Schleswig-Holstein lediglich eine freiwillige Vereinbarung zur Reduktion von Stellnetzlängen im Juli und August“, erklärt Stefanie Sudhaus, Meeresschutzreferentin des BUND-Landesverband Schleswig-Holstein (BUND SH). „Dabei sind die Wale das ganze Jahr über der Gefahr ausgesetzt, sich in Stellnetzen zu verfangen und qualvoll zu ertrinken. Und gerade in der östlichen Population kommt es auf jedes einzelne Individuum für das Überleben der Tiere an!“

Um den Ostsee-Schweinswal zu schützen, müssen dringend Maßnahmen ergriffen werden. Dazu hatte auch die Europäische Kommission vergangenes Jahr mit dem Fischerei-Aktionsplan aufgefordert: Bereits bis Ende 2023 sollten Maßnahmen zur Reduzierung des Beifangs von Ostsee-Schweinswalen in der Stellnetzfischerei ergriffen werden. Bisher hat Deutschland noch keine geplanten Maßnahmen öffentlich gemacht.

„Es ist kaum noch Zeit, um das Überleben des Ostsee-Schweinswals zu sichern“, mahnt Nadja Ziebarth, Leiterin des BUND-Meeresschutzbüros. „Die Schutzmaßnahmen in den und um die Meeresschutzgebiete müssen schnellstmöglich vorankommen. Wir fordern die zuständigen Landes- und Bundesministerien auf sofort zu handeln und Notfallmaßnahmen vorzulegen. Uns ist die prekäre Situation der Ostsee-Fischerei bewusst. Aber eine Fischerei, in der eine bedrohte Art als Beifang stirbt, ist niemals nachhaltig.“

Hintergrund:
Der Schweinswal (Phocoena phocoena) ist die einzige in Deutschland heimische Walart und steht unter strengem Schutz. Jedes Jahr zum 3. Sonntag im Mai ruft das von Deutschland unterzeichnete Kleinwalschutzabkommen ASCOBANS zum Tag des Ostsee-Schweinswals auf, um auf dessen Bedrohung aufmerksam zu machen.

Mehr Informationen:

NGO-Bericht für Maßnahmen zum Schutz des Ostsee-Schweinswals vor Beifang: https://www.bund.net/fileadmin/user_upload_bund/publikationen/meere/Reduktion_von_Beifaengen_des_Schweinswals_in_der_Ostsee.pdf

Quelle UN CMS:
https://www.cms.int/sites/default/files/document/cms_cop14_doc.32.2.6_ca-reporting-harbour-porpoise_e_0.pdf

Veröffentlichung zur Schweinswal-Sterblichkeit in der Beltsee:
https://www.frontiersin.org/articles/10.3389/fmars.2024.1289808/full

Kontakt für weitere Informationen:
Stefanie Sudhaus
Meeresschutzreferentin BUND SH
0152 29015049
stefanie.sudhaus(at)bund-sh.de

Nadja Ziebarth
Leiterin BUND-Meeresschutzbüro
0174 319 1424
Nadja.Ziebarth(at)bund.net

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